Als Trainer oder Trainerin bist du immer abhängig von den Rahmenbedingungen. Angefangen bei den Trainingszeiten, hin zu Trainingsorten und final auch die Ausrichtung der Saison, dem Spielplan, alles bildet die Basis des Erfolgs. Unbemerkt und hingenommen als wäre es selbstverständlich werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit all das, was eigentlich laufen sollte, läuft. Manchmal, da läuft es aber auch mal nicht. Dann ist bedingt die Chetrainer:in-Rolle auch der Messenger von Botschaften zu sein.
Weltverband, Bundesverband und auch Ligaplanung
In der Rolle des Bundestrainers (und auch auf der weiteren Funktionärsebene) sitzt man zwischen den Stühlen. Ein Welterverband der Spiele terminieren möchte, hier versucht viele Menschen aus verschiedenen Nationen an einen (digitalen) Tisch zu bekommen und auf der anderen Seite ein Ligabetrieb, der natürlich den Vereinen die schnellstmögliche Planung garantieren will. Der internationale Spielbetrieb, die Verantwortlichkeiten und am Ende auch die unterschiedlichen Zusammenarbeitsmodelle sorgen dafür, dass Prozesse längern dauern und auch so wirken, als würde von oben etwas befohlen. Unmut und Verdruss ist an der Stelle auf allen Ebenen nachvollziehbar. Einschließlich der eigenen Person...
Messenger und Trainer
... denn die sportliche Leitung hat hier glücklicherweise wenige Aktien drin. Selten ist man Teil der Diskussionen. Der Mehrwert, den man liefern kann, ist dann auch überschaubar. Aus der sportlichen Trainerrolle hat man nur bedingt Zugriff auf alle die notwendigen Aktionen und Kontakte. Auf einer nationalen Ebene beginnt dies schon mit den Fragen: Wo trainieren wir? Norden, Süden, Osten oder Westen? Wen muss ich dafür anrufen? Und wie kommt man eigentlich an die Nummern? Was ist mein Plan B, wenn ich keine Antwort erhalte? Anders als im Vereinsleben ist die bereits vorhandene Basis gering. Jedes Camp, jeder Spieltag beginnt die Planung von vorne. Und gerade dann wen man denkt, man hat alles unter Kontrolle kommen Regeltermine an denen sich die Nationen beteiligen und Änderungen, die berücksichtigt werden müssen.
Dynamiken, die am Fundament rücken.
Hierbei geht es mir nicht darum Dinge gut zu heißen. In modernen Zeiten, mit modernen Medien gibt es sicher auch Potenzial Dinge zu optimieren. Dennoch muss man die Rahmenbedingungen kennen. Die Realität zeigt, dass ehrenamtliche Projekte vor allem eins brauchen. Zeit. Und viel gravierender, es ist die Zeit, die sich die Menschen einteilen. Das Ehrenamt (neben vielleicht weiteren Ehrenämtern, Job, Familie etc.) wirkt sich auf alles auf. Und manchmal, wenn man nur Botschafter von Nachrichten sein darf, wirkt es willkürlich und unverständlich. Und der Zorn der Betroffenen schlägt an der Stelle direkt und ungefiltert auf.
Die eigene Kontrolle
Hier hilft es, zu wissen, was die eigene Rolle beinhaltet. Was ist meine Aufgabe? Welche Informationen kann ich einholen oder bei wem? Das eigene Rollenverständnis, die Grundlage, um fokussiert zu bleiben. Attributionsstile nach Weiner waren in diesem Zusammenhang eine effiziente Hilfestellung, um festzuhalten, wo die eigene Kontrollierbarkeit anfängt und wo sie endet. Ergänzend mit der organisatorischen Sicht der Dinge auf die Aufgaben gab es für mich vor allem bei der Dimension Stabilität und Kontrollierbarkeit noch eine weitere Ausprägung, die relevant war. Die Dimension der Verantwortung ist eine Erweiterung, die schnell aufzeigt, an welchen Menschen, mit welcher Rolle und meiner eigenen Erwartungshaltung ich mich wenden kann bzw. muss. Die eigentliche Frage, die sich bei jeder Aufgabe, jedem Ergebnis und jeder Entscheidung gestellt werden muss, ist: Kann ich die Umsetzung beeinflussen? Wenn ja, welche Handlungen muss ich initiieren oder wen muss ich mit ins Boot holen?

Einladung zur Reflexion
Welche Aufgaben oder Ergebnisse belasten dich über alle Maße? Sind dies Dinge, die in deine Aufgabenbeschreibung passen oder müsste das jemand anders tun? Sind die Rahmenbedingungen auch so, dass ich wirken kann? Bin ich überhaupt befähigt, die Aufgabe zu erledigen? Sind es vielleicht Anstrengungen, die ich nicht unternommen habe und mir, mindestens, selbst vorwerfen lassen kann?
Eine funktionierende Organisation hilft Trainer:innen und Funktionäre sich auf die Kernaufgaben zu fokussieren. Für Spieler:innen gilt, dass eine realistische Betrachtung der Umstände dazu führt sich selbst in eine handelnde und kontrollierbare Situation zu versetzen. Kontrollierbares von Unkontrollierbaren unterscheiden zu können ist eine Fähigkeit, die uns jederzeit in unserem Arbeitsumfeld begegnet. Diese Fähigkeit früh zu entwickeln und beherrschen zu können, wird in stressigen Situationen, wie einem Spiel eine tragende Rolle spielen.
Comments