ELF vs. EFA: Ein Konflikt, von dem Coaches und Funktionäre lernen können
- info249390
- 21. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Konflikte sind keine Ausnahme – sie sind der Normalfall in Organisationen, Teams und Verbänden. Was zählt, ist der Umgang mit ihnen. Der aktuelle Streit zwischen der European League of Football (ELF) und der neu gegründeten European Football Alliance (EFA) ist deshalb nicht nur ein brisantes Thema im American Football, sondern ein Lehrstück für Trainer:innen, Funktionär:innen und Führungskräfte im Sport.
Der Konflikt: Worum geht es eigentlich?
Am 6. Juli 2025 gründeten acht Top-Teams der ELF – darunter Frankfurt Galaxy, Rhein Fire, Paris Musketeers und Vienna Vikings – die European Football Alliance (EFA). Ihr Ziel: mehr Qualität, Nachhaltigkeit und Sichtbarkeit. Doch die Gründung war mehr als ein sportpolitisches Signal – sie war ein offener Protest gegen zentrale Schwächen der ELF:
Fehlende Kommunikation und Transparenz
Mangelhafte wirtschaftliche Führung
Schwächen im Merchandising, Medienauftritt, Sponsoring und in der Reiseorganisation
Sportliche Ungleichgewichte durch Blowouts wie 62:0 oder 54:2
Was zunächst leise begann, entwickelte sich schnell zur öffentlichen Auseinandersetzung.
Phase 1: Der unterschwellige Konflikt
Wie bei vielen Konflikten beginnt auch dieser nicht mit einem Knall, sondern mit Zwischentönen. In Interviews fielen kleine Spitzen, in Foren machte sich Unzufriedenheit breit. Typisch für diese Phase:
Indirekte Kommunikation: Kritik „zwischen den Zeilen“
Symbolische Signale: Terminüberschneidungen, Abwerbungen
Moralische Aufladung: Begriffe wie „Tradition“ oder „Kommerzialisierung“
Noch wurde nicht offen gesprochen – doch das Vertrauen begann zu bröckeln.
Phase 2: Die öffentliche Eskalation
Mit der offiziellen Gründung der EFA wurde der Ton rauer – und der Konflikt öffentlich.
EFA-Statements:
Die ELF sei ineffizient, intransparent und wirtschaftlich schlecht geführt
Spieler würden einem erhöhten Verletzungsrisiko ausgesetzt
Ein möglicher Liga-Austritt ab 2026 sei denkbar
Reaktion von ELF-CEO Zeljko Karajica:
Selbstkritik in puncto Kommunikation
Ablehnung zentraler Vorwürfe
Appell zum Dialog, aber auch Betonung bereits gelöster Probleme
Was nun geschah, lässt sich kommunikationspsychologisch sehr genau erklären.

Was Coaches daraus lernen können
1. Eskalation folgt Mustern – nach Glasl (1980)
Friedrich Glasl beschreibt neun Eskalationsstufen in Konflikten. Der Fall ELF vs. EFA lässt sich darin idealtypisch einordnen:
Stufe 1–3 (Win-Win): Unzufriedenheit, Reibung, Koalitionsbildung (EFA-Gründung)
Stufe 4–6 (Win-Lose): Öffentliche Schuldzuweisungen, Verteidigungsrhetorik
Stufe 7–9 (Lose-Lose): Der Bruch wird real, Kooperation weicht Konfrontation
▶ Lektion: Wer Eskalationsmuster erkennt, kann präventiv eingreifen.
2. Kommunikation ist mehrdimensional – Schulz von Thun (1981)
Nach dem Kommunikationsquadrat senden Menschen (und Organisationen) immer vier Botschaften gleichzeitig: Sache, Beziehung, Selbstoffenbarung und Appell.
Die EFA formuliert Kritik (Sache), signalisiert Misstrauen (Beziehung) und will sich abgrenzen (Selbstoffenbarung)
Die ELF antwortet mit Appellen zur Einigkeit – aber auch mit Rechtfertigung
▶ Lektion: Konflikte scheitern oft nicht an der Sache, sondern an der verletzten Beziehungsebene.
3. Psychologische Sicherheit ist Schlüssel zur Prävention – Edmondson (1999)
In Teams mit hoher psychologischer Sicherheit werden Probleme offen angesprochen. In der ELF hingegen fehlten offenbar geschützte Räume. Die EFA wich auf öffentliche Kanäle aus – ein typisches Zeichen für fehlenden internen Dialog.
▶ Lektion: Wer keine offenen Feedbackräume bietet, bekommt Kritik irgendwann über die Presse.
Vom Streit zur Spaltung?
Ein Blick auf die Kommunikationsdynamik zeigt: Der Konflikt wurde nicht mehr lösungsorientiert geführt, sondern zur Machtfrage erklärt. Jede Seite kämpfte um die öffentliche Deutungshoheit. Aussagen wurden reaktiv, Fronten verhärteten sich.
▶ Kommunikation wurde nicht mehr als Brücke verstanden – sondern als Waffe.
Was bedeutet das für uns Coaches und Führungskräfte?
Der Fall ELF vs. EFA ist ein Spiegel für viele Teams, Vereine und Unternehmen. Konflikte beginnen selten laut – aber sie eskalieren, wenn sie nicht ernst genommen werden. Deshalb brauchen wir mehr als nur strategisches Denken. Wir brauchen psychologisches Handeln:
Frühzeitige Signale erkennen
Eskalationsstufen kennen
Dialogräume schaffen
Beziehungsebenen ernst nehmen
Fazit: Kommunikation ist nie neutral
Im Sport wie in Organisationen gilt: Konflikte sind nicht gefährlich – der Umgang mit ihnen entscheidet. Wer Kommunikation aktiv gestaltet, schafft Vertrauen. Wer sie passiv laufen lässt, riskiert Spaltung.
Coaches sollten deshalb nicht nur Taktik, Technik und Training beherrschen – sondern auch die Kunst der Konfliktprävention.
Quellen & Literatur
Glasl, F. (1980). Konfliktmanagement. Stuttgart: Haupt Verlag.
Schulz von Thun, F. (1981). Miteinander reden 1. Reinbek: Rowohlt.
Edmondson, A. (1999). Psychological Safety and Learning Behavior in Work Teams. Administrative Science Quarterly, 44(2), 350–383.
Watzlawick, P., Beavin, J.H., & Jackson, D.D. (1967). Pragmatics of Human Communication. New York: Norton.
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