Wenn der Blick trügt: Der fundamentale Attributionsfehler im Teamsport
- info249390
- 16. Juli
- 2 Min. Lesezeit
In einem ambitionierten Eishockeyteam, spitzt sich die Lage zu: Einige Spielerinnen erscheinen immer seltener zum Training, die Stimmung kippt, und in der Kabine macht sich Frust breit. Schnell entstehen Mutmaßungen: „Die hat einfach keinen Bock mehr“ oder „Der fehlt die nötige Einstellung.“
Doch oft trügt der Eindruck. Wer vorschnell auf den Charakter schließt, tappt in eine verbreitete psychologische Falle – den fundamentalen Attributionsfehler.
Was steckt hinter dem Attributionsfehler?
Der fundamentale Attributionsfehler beschreibt unsere Neigung, das Verhalten anderer auf deren Persönlichkeit zurückzuführen, während wir bei uns selbst äußere Umstände berücksichtigen. In Gruppenprozessen kann das schwerwiegende Folgen haben: Missverständnisse, falsche Zuschreibungen und ein Verlust an Vertrauen.
Typisch im Sport: Wenn eine Spielerin wiederholt fehlt, unterstellen andere mangelnde Disziplin – ohne zu wissen, dass sie vielleicht familiär oder beruflich stark eingebunden ist.

Wie Führungspersonen gegensteuern können
Trainer:innen spielen eine entscheidende Rolle dabei, wie mit solchen Dynamiken umgegangen wird. Statt sofort Konsequenzen zu ziehen, lohnt es sich, innezuhalten und gezielt auf Ursachenforschung zu gehen.
Den Kontext in den Fokus rücken: Nicht: „Sie ist unzuverlässig. “Sondern: „Was könnte sie gerade davon abhalten, regelmäßig zu kommen?“
Offene Einzelgespräche suchen: Ein ehrliches, wertschätzendes Gespräch kann helfen, Hindernisse zu erkennen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.
Strukturen überprüfen: Sind Trainingszeiten realistisch? Gibt es Spielraum für flexible Lösungen? Welche Unterstützung wird gebraucht?
Eine Teamkultur der Empathie fördern: Auch im Gruppensetting kann man zum Reflektieren anregen: „Was brauchen wir voneinander, um als Team weiterzukommen?“

Was jede Spielerin beitragen kann
Auch im Team selbst entstehen Spannungen oft aus unbeabsichtigter Kommunikation. Hier liegt eine große Chance:
Nicht über andere urteilen – mit ihnen reden: Ein ehrliches „Hey, wie geht’s dir?“ kann mehr verändern als stille Kritik.
Eigene Haltung prüfen: Worauf basieren meine Annahmen? Habe ich wirklich alle Informationen?
Perspektivwechsel üben: Was wäre, wenn ich selbst gerade kämpfen müsste – und statt Rückhalt nur Abwertung bekäme?

Zurück auf Erfolgskurs: Was jetzt zählt
Der Schlüssel liegt in Verständnis statt Verurteilung. Wenn sowohl Trainer:innen als auch Spielerinnen bereit sind, den Blick zu weiten und nicht vorschnell zu interpretieren, kann sich die Dynamik im Team grundlegend verändern.
Psychologische Sicherheit entsteht, wenn es erlaubt ist, Fehler zu machen oder Hilfe zu brauchen.
Verantwortung wird spürbar, wenn alle am selben Strang ziehen – ohne Fingerzeig.
Vertrauen wächst, wenn man auch in schwierigen Phasen den Menschen hinter dem Verhalten sieht.
Gerade im Teamsport entscheidet oft nicht das Talent über den Erfolg, sondern die Art, wie man miteinander umgeht. Wer den Attributionsfehler erkennt – und überwindet –, legt den Grundstein für echte Stärke auf und neben dem Eis.
Wissenschaftliche Quelle
Malle, B. F., Knobe, J. M., & Nelson, S. E. (2007). Actor–observer asymmetries in explanations of behavior: New answers to an old question. Journal of Personality and Social Psychology, 93(4), 491–514.https://doi.org/10.1037/0022-3514.93.4.491
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