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Mehr als nur Sport: Warum Jugendliche auf mehr als eine Säule setzen sollten

Aktualisiert: 16. Juli


In Stadien, Turnhallen und auf Trainingsplätzen erleben wir oft bewundernswerte Hingabe: Jugendliche, die stundenlang trainieren, Disziplin zeigen und für ihren Traum vom sportlichen Erfolg alles geben. Der Sport kann zweifellos eine kraftvolle Ressource sein – für Identität, Resilienz und soziale Zugehörigkeit. Doch was passiert, wenn alles auf eine Karte gesetzt wird?


Ein altes Sprichwort warnt: „Stell keinen Turm auf eine einzige Säule.“ Genau dieses Bild lässt sich auf die Entwicklung junger Menschen übertragen – besonders, wenn der Sport zur einzigen tragenden Säule ihrer Identität wird.

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Das Modell von Bronfenbrenner – eine Theorie als Bauplan

Der amerikanische Entwicklungspsychologe Urie Bronfenbrenner hat mit seinem ökologischen Systemmodell (1979) eine der einflussreichsten Theorien zur psychosozialen Entwicklung vorgelegt. Er beschreibt Entwicklung als ein Zusammenspiel verschiedener, ineinander verschachtelter Systeme:


  • Mikrosystem: Direkte Lebensumfelder (z. B. Familie, Freunde, Schule, Sportverein)

  • Mesosystem: Wechselwirkungen zwischen diesen Lebensumfeldern (z. B. Kommunikation zwischen Eltern und Trainern)

  • Exosystem: Indirekt wirkende Kontexte (z. B. berufliche Situation der Eltern, Medien)

  • Makrosystem: Kulturelle Werte, gesellschaftliche Normen

  • Chronosystem: Zeitliche Dimensionen, Lebensereignisse, Wandel

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Wenn sich Jugendliche fast ausschließlich im Mikrosystem „Sportverein“ bewegen, verengt sich ihr Entwicklungsraum. Der Turm ihrer Persönlichkeit steht dann womöglich nur noch auf einer tragenden Säule.


Was passiert, wenn die eine Säule wackelt?

Verletzung. Leistungsdruck. Ausbleibender Erfolg. Oder schlicht der Übergang ins Erwachsenenleben, wenn es „nicht reicht“ für den Profisport. Wenn Sport die einzige Identitätsquelle war, kann der Wegfall existenzielle Krisen auslösen:


  • Identitätsdiffusion 

  • psychische Belastungen wie Depression, Angststörungen oder Motivationsverlust

  • sozialer Rückzug und Orientierungslosigkeit


Warum mehrere Säulen stabiler tragen

Die Forschung zeigt: Jugendliche, die mehrere Lebensbereiche aktiv gestalten, entwickeln höhere Resilienz, bessere Selbstregulationsfähigkeiten und ein robusteres Selbstkonzept. Neben dem Sport können das sein:


  • Bildung & intellektuelle Interessen

  • Freundschaften außerhalb des Sports

  • Engagement in Familie, Gemeinde oder sozialen Projekten

  • Kreative Hobbys (Musik, Kunst)

  • Reflexionsräume (z. B. Coaching, Mentoring, Schulpsychologie)


Bronfenbrenners Modell hilft dabei zu erkennen, wie wichtig Vielfalt und Balance in der Lebenswelt Jugendlicher ist. Wer ein starkes Mesosystem ausbildet – z. B. durch Austausch zwischen Schule, Sport und Familie – ist besser geschützt vor extremen Belastungen oder Identitätskrisen.


Fazit: Der Turm braucht mehr als nur eine Säule

Sport ist wertvoll – keine Frage. Doch als alleinige Lebenssäule ist er zu riskant. Bronfenbrenners Modell mahnt uns, Jugendliche ganzheitlich zu sehen und zu fördern. Bildung, soziale Beziehungen, emotionale Reflexion und kulturelle Teilhabe sind keine Konkurrenz zum Sport, sondern sein Fundament.

Ein stabiler Turm steht auf mehreren Säulen. Lasst uns dafür sorgen, dass Jugendliche genug davon haben.



Quellen:

  • Bronfenbrenner, U. (1979). The Ecology of Human Development: Experiments by Nature and Design. Harvard University Press.

  • Eccles, J. S., & Barber, B. L. (1999). Student Council, Volunteering, Basketball, or Marching Band: What Kind of Extracurricular Involvement Matters? Journal of Adolescent Research, 14(1), 10–43.

  • Gustafsson, H., Madigan, D. J., & Lundkvist, E. (2017). Burnout in Athletes: A Theoretical and Empirical Review. International Review of Sport and Exercise Psychology, 10(1), 31–62.

  • Larson, R. W. (2000). Toward a Psychology of Positive Youth Development. American Psychologist, 55(1), 170–183.

  • Marcia, J. E. (1966). Development and validation of ego-identity status. Journal of Personality and Social Psychology, 3(5), 551–558.




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